09.07.2015
Der heutige Tag war so heftig, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Die Nacht war nicht so erholsam, es wurde doch ziemlich frisch. Es hat die ganze Nacht stark gewindet, dass sich zwei Haken vom Oberzelt gelöst hatten. Zum Glück ist es bei zwei geblieben und das Oberzelt ist nicht weggeflogen.
Gegen 08.00 Uhr konnte es weitergehen. Es ging gerade da weiter wo es am Vortrag aufgehört hat. Klasse Landschaft, Klasse Kurven, Klasse Asphalt und alles mit kaum Verkehr. Alles läuft also wie bisher und ich hatte Spaß daran Kurve für Kurve abzufahren und die Natur zu genießen. Auch diesen Tourabschnitt hatte ich mir von der Touratech Website besorgt. Diese war in vier Etappen aufgeteilt und ich war bei Etappe 2.
Plötzlich wurden die Straßen immer enger und steiler. Im Prinzip war ich gefühlt alleine unterwegs.
Ich musste auch feststellen, dass einige Offroad Passagen wohl mit auf der Route war. Na gut, hatte eigentlich damit nicht gerechnet, aber vermutlich musste das für Touratech sein. Ich hab es durchgezogen und es klappte ohne Probleme mit Ausnahme von einem harmlosen Ausrutscher auf einem Stein, in Rumänien konnte ich ja einiges an Offroad Erfahrungen sammeln.
Doch plötzliche wurde es ganz sandig. Das war nichts für die Metzeler Tourance Next und ich versuchte mich langsam durchzuarbeiten. Dann bin ich an einer riesen Plugmaschine vorbeigefahren und der Mitarbeiter schaute ganz verdutzt. Hier soll wohl bald eine Straße entstehen… Es fühlte sich mit der Dicken an, als würde man durch die Gegend schwimmen. Im Stehen kann man es einigermaßen ausbalancieren, aber ich musste mich extrem konzentrieren.
Kurz hatte ich nicht aufgepasst und ich stürzte in das Gemisch aus Sand und Steinen. Das war bis dahin kein Problem, denn ich bin ja weich gefallen und die GS hatte keinen Kratzer abbekommen.
Das Aufstellen auf sandigen Boden war ein richtiger Kraftakt!
Ich fuhr langsam weiter. Circa 1 Km ging es weiter auf weichem Untergrund, bis ich zu einer Kreuzung kam. Links wieder weicher Untergrund, rechts feste Schotterpiste. Ich entschied mich rechts zu fahren, da zudem Touratech auch diese Strecke abgefahren ist. Das hätte ich im Nachhinein mal lieber gut sein lassen und meine Maschine wäre heile geblieben. Es wurde immer felsiger und steiniger. Viele Steine waren lose und zudem riesengroß. Es waren riesen Löcher und Furchen dort, die das durchfahren ziemlich erschwert hatten. Dennoch bin ich eigentlich gut durchgekommen mit hoher Konzentration. Doch dann machte einmal meine Balance schlapp, da irgendwie die Beine nicht mehr wollten und ich stürze ins Gebüsch. Die GS lag dann in eine Furche und es war für mich nahezu unmöglich die GS wieder aufzuheben.
Ich habe einfach alles probiert, bis hin mit den bloßen Händen den Untergrund abtragen, damit der Niveauunterschied nicht mehr so groß war. Auch ohne Koffer, keine Chance!
Eine Stunde hatte ich mich abgekämpft und es kam langsam bei nahezu 30° Verzweiflung auf. Ich machte erst einmal eine Pause im Schatten und trank locker einen Liter auf einmal weg. Mein Herz war nur am Pumpen und die Beine hatten vom Motorrad nach oben pressen keine Kraft mehr. Nach paar Minuten konnte ich meine Gedanken wieder klar fassen. Es war aussichtslos da alleine rauszukommen, ich machte mich also bergab, denn ich war ja nur noch 50m von der normalen Straße entfernt!
Ich setzte mich dort hin und wartete eine Weile. Leider tauchte niemand auf und das nächste Dorf ist aus der Sicht weit weg, dachte ich zumindest. Ich bin also wieder hoch zur GS. Nun ja, da lag sie natürlich immer noch. Schade, dachte ich mir und packte alles in die Koffer und nahm nur meine Jacke und Helm mit und machte mich auf den Weg zu dem Mitarbeiter, der den Boden so aufgelockert hat. Vielleicht hätte er denn Lust gehabt mir zu helfen. Ich hörte zumindest noch seine Maschine. Ich brauchte circa 20 Min bis nach oben wo sich die zwei Offroadstrecken kreuzen.
Als ich oben war, dachte ich mir dann warum habe ich denn einen Schutzbrief bei der Versicherung und nutze ihn nicht einfach mal? Versicherungskarte und iPhone raus und Nummer eingetippt. Dann kam eine französische Stimme. Ich glaubte zu verstehen, dass Sie mir sagen wollte die Nummer sei nicht zu erreichen oder was weiß ich. Okay, es gibt noch eine Nummer fürs Ausland. Bei dieser kam, aber leider die selbe Ansage.
Leicht verärgert wollte ich schon zum Plug hochlaufen, aber das waren sicherlich noch weitere hunderte von Meter und ich war total erschöpft. Ich schaute mal in die andere Richtung und sah ein Schild, war da tatsächlich ein Ort? Auf dem Navi war nichts zu erkennen (Detailsstufe zu niedrig). Ich machte mich also dorthin auf in der Hoffnung starke Männer zu finden, die gerade nichts zu tun hatten.
Ich traf nicht auf starke Männer, aber auf eine ältere Dame vor einer Kirche. Sie konnte natürlich kein Englisch oder Deutsch. Ich versuchte es zwar mit dem Wörterbuch und wilden erschöpften Gesten, aber sie hatte nicht ganz verstanden was ich will. Sie kannte aber jemand der Englisch kann, und das war meine Rettung. Sie hatte mich also dorthin gebracht und ich erklärte der Madame mein Problem. Sie meinte nur im Dorf seien nicht viele Männer grad, aber Sie schaut mal. Sie ist kurz ins Haus gegangen und plötzlich spurteten drei Männer raus. Wau!
Einer von den Männern konnte sogar Englisch und ich habe das Ganze nochmal erläutert, dieser hatte es dann auf Französisch den Anderen erklärt. Wir liefen also eine ganze Weile wieder in den Wald, wo wir dann die GS liegend fanden.
Die Burschen staunten auch nicht schlecht was ich da fabriziert hatte. Nun gut, wir packten die GS zu viert an und sie war dann gleich wieder auf den Beinen. Nun die Koffer wieder dran und es kann weiter gehen. Die letzten 50m waren echt krasse Single Trails, wo ich nicht gerade scharf darauf war. Aber die andere Option war, alles wieder nach oben zu fahren, was auch nicht erste Sahne war. Die Männer stützen mich und ich fuhr in Schritttempo nach unten. Die letzten Schreckensminuten waren nun auch ausgestanden und die GS parkte wieder auf Asphalt. Ich bedankte mich unheimlich bei den Franzosen, Sie waren so hilfsbereit und nett, ich war total gerührt.
Nachdem wir uns verabschiedeten, saß ich mich erst mal ins Grüne und ließ alles erst einmal sacken. Die nächste Wasserflasche hatte ich geleert. Meine Lippen waren total trocken von dem ganzen Staub der aufgewirbelt wurde. Die Maschine war total eingestaubt und hat auf der rechten Seite ziemlich was abgekommen. Der Koffer hatten einige Erinnerung abgekommen und ließ sich nicht mehr ganz dicht schließen. Die Ventildeckelschrauben verlieren etwas Öl. Ansonsten lief die GS wie sonst und ich machte mich weiter auf mit dem Plan erst mal Offroadstraßen auszulassen.
Eine Stunde später machte ich kurz eine Pause. Und ich glaubte es kaum, zum ersten Mal erwischt es meine linke Seite. Irgendwie hatte ich nicht aufgepasst und der Ständer war nicht richtig draußen und ich kippte die GS einfach nach Links. Echt peinlich. Ich hatte kein Bock alleine die GS zu heben und winkte ein Auto raus. Nach der Aktion war es Zeit sich um eine Übernachtung zu suchen. Doch es war noch einiges an Strecke dazwischen, irgendwie fand sich in direkter Nähe kein Campingplatz, ungewöhnlich für Frankreich. Aber in einer Stadt hatte ich dann einen gefunden und sogar mit vier Sterne für 16€. Dafür gab es dann einen Pool und WiFi inklusive.
GPS Track
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One thought on “Frankreich Reise Tag 5: Offroad in den Cevennen mit Folgen”
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